BLEIVERGIFTUNG
Bei akuten als auch chronischen Bleivergiftungen handelt es sich um sehr ernstzunehmende Umweltkrankheiten, die sich folgenschwer auf die Gesundheit auswirken können. So findet man im menschlichen Körper kaum eine Funktion, die nicht durch eine Bleibelastung beeinträchtigt wird. Obwohl die Verwendung von Blei in der Europäischen Union, in den letzten Jahrzehnten, deutlich beschränkt wurde, wird in den Entwicklungsländern Blei nach wie vor uneingeschränkt weitergenutzt. Dies liegt hauptsächlich an den einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften von Blei, die es für eine Vielzahl von Anwendungen geeignet macht. Zu nennen ist hier die Weichheit, Formbarkeit, Dehnbarkeit, schlechte Leitfähigkeit und Korrosionsbeständigkeit. Aufgrund seiner nicht biologisch abbaubaren Natur und seiner kontinuierlichen Verwendung, kommt es zu einer immer größeren Anreicherung in der Umwelt mit entsprechenden Konsequenzen für die Gesundheit. Wenngleich der Einsatz von Blei in den Industrienationen rückläufig ist, findet man das Schwermetall leider immer noch in gewissen Branchen und industriellen Prozessen (z.B. Batterierecycling, Metallrecycling, Müllverbrennung, Keramikherstellung, Bootsbau, Gießereien).
Wie kommt Blei in Lebensmittel?
Durch die Einführung von bleifreiem Benzin wurde eine der Hauptquellen für Umweltbelastungen mit Blei beseitigt. Die bleiverarbeitende Industrie als auch die Müllverbrennung emittieren das Schwermetall jedoch nach wie vor. So kommt der größte Bleianteil über Abgase in die Atmosphäre und fällt als Niederschläge oder Staub auf Pflanzen, Tiere und Böden. Im Boden gelangt das Blei ins Grundwasser, wird von Nutzpflanzen und Gräsern aufgenommen und gespeichert. Die Verfütterung dieser bleibelasteten Futtermittel führt dann zur Bleianreicherung in Tieren und somit zur Belastung von tierischen Lebensmitteln.
Auswirkungen von Bleivergiftungen
Neuromuskuläre und das Zentralnervensystem betreffende Manifestationen resultieren normalerweise aus einer intensiven Bleiexposition, während gastrointestinale Merkmale gewöhnlich auf eine längerfristige Exposition zurückgehen. Anzeichen einer chronischen Bleivergiftung sind Konzentrationsschwäche, Depressionen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Ermüdung, Taubheitsgefühle, Anämie. Interessant ist jedoch, dass Blei im Körper keine physiologische Rolle spielt, während seine schädlichen Effekte vielfältig sind. Die Auswirkungen von Blei wurden auch auf zellulärer Ebene gut untersucht. So bilden Schwermetalle, einschließlich Blei, reaktive Radikale, die Zellstrukturen, die DNA und Zellmembranen angreifen. Blei stört sowohl Enzyme, die bei der Synthese von Vitamin D benötigt werden, als auch Enzyme, die die Integrität von Zellmembranen erhalten. Als direkte Wirkungen finden sich so zum Beispiel beschädigte Membranen bei roten Blutzellen mit der Folge von anämischen Erkrankungen. Auch führt die Bleibelastung zu Störungen in der Kollagensynthese, zu Veränderungen in der Permeabilität von Blutgefäßen und zu Beschädigungen an den Zellen des Immunsystems.
Auswirkungen bei Kindern
Schwangere Frauen mit erhöhten Bleiwerten im Blut haben das Risiko von Frühgeburten oder von Babys mit niedrigem Geburtsgewicht. Allgemein muss man bei Kindern deutlich schneller mit einer Bleivergiftung rechnen, da sich ihr Körper im Wachstum befindet und die Absorption von Blei leichter stattfindet. Die Aufnahmemenge von Blei in Knochen und Zähnen bei Erwachsenen ist hoch und liegt bei fast 94%, während diese bei Kindern bei 70% liegt, wodurch deren Weichgewebe mehr Blei aufnehmen und somit schwerwiegendere gesundheitliche Folgen haben können.
Auswirkungen auf das renale System
Bleibelastungen sind mit einer beschleunigten Verschlechterung der chronischen Niereninsuffizienz assoziiert. Selbst bei Werten, die weit unterhalb der Durchschnittswerte der Normalbevölkerung liegen, muss mit einem Fortschreiten von Nierenerkrankungen gerechnet werden. Dagegen kann eine wiederholte Chelat-Therapie die Nierenfunktion verbessern und Erkrankungen der Niere verlangsamen.
Auswirkungen auf die Fortpflanzung
Das Fortpflanzungssystem von Frauen und Männern ist von chronischen Bleivergiftungen betroffen. Die Anzahl der männlichen Spermien und die Aktivität nimmt ab. Auch finden sich Veränderungen in der allgemeinen Morphologie und im Volumen der Spermien. Die Probleme bei Frauen sind noch schwerwiegender, es muss unter Umständen mit Fehlgeburten, Frühgeburten und Entwicklungsstörungen beim Kleinkind gerechnet werden. Der Blut-Blei-Spiegel der Mutter und der des Fötus ist normalerweise ähnlich, weil das im Mutterblut vorhandene Blei durch die Plazenta in den Fötus gelangt. Da die Knochen den höchsten Gehalt an Blei speichern, erhöhen sich die toxischen Risiken für den Fötus, wenn durch Stoffwechselveränderungen das Blei aus den Knochen der Mutter ins Blut mobilisiert wird. Eine erhöhte Calciumzufuhr kann jedoch dazu beitragen, dieses Phänomen zu mindern.
Auswirkungen auf das Nervensystem
Das Gehirn ist das empfindlichste Organ für die Exposition gegenüber Blei. Bei der Gehirnentwicklung eines Kindes, wird die Synapsenbildung in der Großhirnrinde durch Blei stark beeinflusst. So stört Blei die Entwicklung von Neurotransmittern und die Organisation von Ionenkanälen. Eine Bleivergiftung zerstört die Myelinscheiden um Neuronen, führt zur Verminderung des neuronalen Wachstums , der Neuronenzahl und führt zu Störungen bei der Neurotransmission. Das Gehirn von Erwachsenen, das während der Kindheit erhöhten Bleigehalten ausgesetzt war, zeigt ebenfalls ein verringertes Volumen, insbesondere im präfrontalen Kortex. Blei kann die Endothelzellen an der Blut-Hirn-Schranke passieren, da es Kalziumionen ersetzt und mittels Kalzium-ATPase-Pumpen aufgenommen werden kann, wodurch die Synapsenbildung behindert wird. Erhöhte Blutbleispiegel gehen auch mit einer Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit und anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen einher. Bei einer erhöhten Bleiexposition im Kindesalter wurde ein Anstieg neuropsychiatrischer Erkrankungen wie Aufmerksamkeitsdefizite, Hyperaktivitätsstörungen und antisozialem Verhalten festgestellt.
Behandlung der chronischen Bleivergiftung
Zu den bekanntesten Therapien zählen:
- Chelatbildner, wie EDTA, beschleunigen die natürliche Ausscheidung von im Körper angereichertem Blei.
- N-Acetylcystein (NAC) senkt signifikant den Bleispiegel im Blut. Außerdem führt es zu einer gesteigerten Aktivität der Glutamatdehydrogenase und Normalisierung des Homocysteinspiegels mit Abbau des oxidativen Stresses.
- Nano-Einkapselung von Curcumin zur Langzeitbioverfügbarkeit bei der Bleientgiftung
- gewisse Antioxidantien wie Beta-Carotin wirken unterstützend bei Bleiausleitungen
- Puerarin (Phytoöstrogen) zur Vorbeugung und Behandlung von neurotoxischen Bleivergiftungen
Obwohl mittlerweile mehrere Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen, ist es sicherlich besser, eine direkte Exposition gegenüber Blei zu vermeiden und somit Erkrankungen auszuschließen.
Folgende zwei Haar/Nagel Mineralanalysen können Aufschluss über eine bestehende Blei Belastung im Körper geben: Tests >>